Die Geschichte der Dorstener Altstadtschützen
Die Geschichte der Dorstener Schützen lässt sich bis ins späte 15. Jahrhundert zurück verfolgen. Die damaligen Städte ermöglichten es ihren Bürgern im Schutze der Stadt ihr Gewerbe frei auszuüben und erlaubten es den Bürgern so in Freiheit und relativer Sicherheit zu leben. Dafür musste die Bürgerschaft aber auch Pflichten übernehmen. Zu diesen gehörte auch die Verteidigung der Stadt. Wer sich diesem Waffendienst entzog, musste die Stadt verlassen und verlor damit die Rechte eines Bürgers. Wer aber bei der Verteidigung der Stadt Schaden nahm, konnte sich auf die Unterstützung durch die Stadt und seiner Bürger verlassen.
So wurden die Männer, die ihre Stadt „schützten“ auch Schützen genannt. Die Ausstattung der Schützen war dabei höchst unterschiedlich und richtete sich nach dem Geldbeutel der Männer. Lediglich die Anschaffung eines Brustharnischs war verpflichtend und sogar Voraussetzung zur Verleihung der Bürgerrechte. Der Zustand der Männer und des Materials wurde regelmäßig durch den Stadtrat kontrolliert. Sie brauchten daher Übung im Umgang mit Armbrust oder Muskete. Daher trafen sich die Schützen regelmäßig zu Übungsschießen. Dadurch entwickelte sich zwischen den Männern schnell ein besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl. In der Folge traf man sich auch zu geselligen Anlässen oder zur gemeinsamen Teilnahme an Kirchenfesten. So trat die Dorstener Bürgerwehr erstmals 1464 bei der Prozession anlässlich der St. Viktorstracht, einem kirchlichen Fest in Xanten, mit etwa 500 Mann auf.
Das erste Auftreten direkt als „Schützen“ kann für das Jahr 1498 nachgewiesen werden. Ein Rentmeisterbuch aus der Zeit dokumentiert Ausgaben für das Vogelschießen der Stadtschützen in Höhe von 4 Mark. In der Folgezeit lassen sich immer wieder Quellen finden, die die wichtige Rolle der Schützen dokumentiert. So geleiteten sie 1488 zwei Bürgermeister zu einer Besprechung nach Raesfeld, bei der vermutlich die Gründung des Franziskanerklosters beschlossen wurde. 1498 waren sie zum Holzhauen in den städtischen Waldungen eingesetzt. Ebenso mussten die Stadtschützen einen Stein aus der Lippe brechen, der dann nach Dorsten geschafft wurde und um beim Bau der Schleuse verwendet zu werden. Und immer wieder werden in den alten Rentmeisterbüchern Ausgaben für die Schützenfeste erwähnt.
Mit der Zeit, insbesondere im 17. und 18. Jahrhundert, verloren die Bürger ihre Funktion als Wach- und Ordnungskräfte. Die Landesherren bedienten sich Söldner zur Kriegsführung und langsam entstanden die ersten stehenden Heere. Die Bande zwischen den Bürgern einer Stadt blieben aber bestehen und so traf man sich auch weiterhin, nun allerdings zum sportlichen Vergleichsschießen.
Im Jahr 1826 reorganisierte der damalige Bürgermeister Luck das Dorstener Schützenwesen und bereitete noch für das selbe Jahr ein Vogelschießen vor. Die Organisation unseres Schützenvereins mit ihrer Einteilung in drei Kompanien, denen jeweils die Hauptleute vorstehen, rührt aus jener Zeit.
Die heutigen Schützenvereine sehen sich als Wahrer dieser alten Geschichte und möchten die alte Tradition der Bürgerschaft aufrechterhalten.